Auszug aus meinem Buch "Landschaften der Normalität  -  Behinderung jetzt":
Kinder mit Behinderung wuchsen früher hauptsächlich in Heimen auf, da ihre Eltern sich nicht ausreichend um sie kümmern konnten. Inzwischen ist das nicht mehr zwangsläufig der Fall, allerdings immer noch keine Seltenheit. Heute leben die meisten bei ihrer Familie und wissen zunächst vielleicht gar nicht, dass sie eine Behinderung haben – bis sie unter Menschen kommen. Sie stellen fest, dass sie manche Dinge nicht so gut können wie andere und fragen sich warum. Das Anders-sein wird vor allem von Erwachsenen wider - gespiegelt, die mitleidige Blicke zuwerfen oder die Eltern auf die Behinderung ansprechen. Kinder sind da oft unkomplizierter: Sie stellen vielleicht ein paar Fragen, aber danach wird gespielt. Je nach Behinderung haben betroffene Kinder dazu aber nur wenig Zeit. Ihr Alltag kann von Arztterminen, Therapien und Klinikaufenthalten geprägt sein – die Stunden, die dabei in Wartezimmern verbracht werden nicht zu vergessen. Das kann eine enorme Belastung für die Eltern sein. Vor allem alleinerziehende Mütter stoßen häufig an ihre Grenzen. Haben Kinder ihre Behinderung und deren Folgen begriffen, nutzen sie das auch gut und gerne einmal aus. Sie eignet sich nämlich hervorragend, um einem verdienten Anschiss aus dem Weg zu gehen, Süßigkeiten abzusahnen oder Vorteile zu ergattern. Vor allem Erwachsene müssen oft erst lernen, dass es auch ok ist, behinderte Kinder zurecht zu weisen. Sie sind oft härter im Nehmen als man denkt und beziehen nicht alles auf ihre Behinderung. Ein großer Teil der Kindheit besteht aus der Schulzeit. Da diese sehr entscheidend für das restliche Leben ist, kann hier viel gelingen und viel in die Hose gehen. Und das nicht nur beim Lernen, sondern auch beim Aufbauen zwischenmenschlicher Beziehungen und einer eigenen Persönlichkeit. Für die meisten Kinder ist es etwas Selbstverständliches, in die nächstgelegene Schule zu gehen. Für Kinder mit Behinderung gestaltet sich das ganze Thema deutlich komplizierter. Das deutsche Schulsystem ist eines der separierendsten weltweit. Das heißt, hier wird sehr früh sortiert. Nach der Grundschule wird direkt in Mittelschule, Realschule und Gymnasium aufgeteilt. Neben diesen Regelschulen gibt es aber auch noch die Förderschulen. Dadurch dass Bildung in Deutschland Ländersache ist, gibt es dafür verschiedene Bezeichnungen, es ist aber immer dasselbe gemeint. Kinder mit erhöhtem Betreuungsbedarf sollen hier unter Berücksichtigung ihrer individuellen Bedürfnisse gefördert werden. Die Lehrkräfte sind Sonderpädagogen, die Räume umfangreicher ausgestattet und der Betreuungsschlüssel deutlich besser. Zudem gibt es verschiedene Förderschwerpunkte, z.B. die körperliche und motorische Entwicklung, Sprache, das Hören, Sehen oder auch soziale und emotionale Entwicklung. Klingt doch eigentlich super, oder? Einerseits ja, weil hier sehr individuell gearbeitet werden kann, andererseits separiert es die Kinder schon von klein auf von Kindern ohne Behinderung. Ein No-Go für alle Inklusions-Befürworter. Hinzu kommt, dass der höchstmögliche Abschluss an einer Förderschule ungefähr dem einer Mittelschule gleicht - wenn überhaupt. Es ist also zu befürchten, dass sich die Absolventen auf dem Arbeitsmarkt schwertun werden und eigentlich nur eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Frage kommt. Das wollen viele Eltern nicht und setzen sich deshalb dafür ein, ihr Kind in eine Regelschule zu schicken. Aber ist das wirklich besser? Zunächst muss eine Schule gefunden werden, die sich des Kindes annimmt. Das heißt, Schulleitung und Lehrkräfte müssen zustimmen, die Räumlichkeiten müssen barrierefrei sein. An einer Regelschule kann eine Behinderung im Vergleich zu den unbehinderten Mitschülern erst richtig zum Vorschein kommen. Dann ist man vielleicht nicht mehr einfach „Tobias“, sondern „der Rollifahrer“. Auch bei Ausflügen, die für viele Schüler die Highlights des Schuljahres darstellen, wird dem behinderten Kind eine Extrastellung zugewiesen. Kann es überhaupt mitkommen und wenn ja, wie? Müssen vielleicht zusätzliche Aufsichtspersonen mit? Auch im Privaten kann es schwierig sein, Ausflüge zu unternehmen und die Freizeit schön zu gestalten. Barrierefreie Aktivitäten müssen gefunden und erreicht werden können. Da eine schöne Kindheit mit Behinderung viel Engagement und teils auch Geld der Eltern erfordert, sind behinderte Kinder mehr von ihrer Familie abhängig als andere.
Dazu Luca Lauria:
Hallo,ich bin Luca - Antonio.
 Ich bin 10 Jahre alt. 
Ich gehe auf die Gredel-Bergamann Schule in Nürnberg. Dort begleitet mich jeden Tag eine Schulbegleitung. Das ist eine Frau die mir hilft wenn ich etwas nicht alleine machen kann. 
Ich habe eine Gehbehinderung und sitze im Rollstuhl. Weil ich nicht laufen kann. 
Meine Hobbies sind zocken und basteln. 
Ich habe viele tolle Momente da viele Menschen helfen. 
Aber viele blöde Momente weil viele Menschen immer mich anschauen.

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